LMU München

Numerisches Biomechanik Labor

Kieferorthopädie



Gesichtsmaske nach Delaire

Die Delaire-Maske ist eine gesichtsorthopädische Apparatur zur Wachstumsförderung des Mittel-gesichts nach anterior (Abb.2 rechts). Die dabei eingesetzten Kräfte liegen über 5 N. Indiziert ist der Einsatz der Delaire-Maske immer bei Unterentwicklung des Mittelgesichtes oder der Maxilla in anteriorer Richtung (z.B. bei LKG-Spalten).

Zur biomechanischen Analyse induzierter Spannungen und Dehnungen im Bereich von knöchernen Strukturen des Viszerokraniums wurden separate Finite Elemente Modelle der Schädelbasis und des Mittelgesichts entwickelt, die zu großeren Einheiten zusammengesetzt werden können (Abb.1). Diese numerischen Modelle bildeten auch die Grundlage zur biomechanischen Untersuchung der Delaire-Maske.

Abb.1: FEM-Teilmodelle des Viszero- und Neurokraniums. Zur Durchführung der biomechanischen Simulationen können die Einzelmodelle zu größeren Einheiten zusammengesetzt werden.

Beim Einsatz einer Delaire-Maske werden orthopädische Kräfte auf das Viszerokranium mit Hilfe von Gummizügen aufgebracht, die über die Mundöffnung geführt werden. Abbildung 2 zeigt die korrespondierenden Berechnungen mit Hilfe der Finite Elemente Methode (FEM). Die Ergebnisse werden dabei falschfarbenkodiert dargestellt.

Abb.2: Die an den Suturen der Schädelbasis ankommenden mechanischen Signale werden in den Finite Elemente Modellen falschfarbenkodiert visualisiert (links). Rechts ein Bild zum klinischen Einsatz der Delaire-Maske.

Die Ergebnisse zur Höhe des mechanischen Signals im Bereich der Suturen von Schädelbasis und Mittelgesicht sind ernüchternd. In der Regel werden dort lediglich Knochendehnungen kleiner als 5 microstrain erreicht, auch wenn bei der Delaire-Maske orthopädische Kräfte von über 10 N eingestzt werden.

Abb.3: Diagramm mit der Darstellung der in den Suturen berechneten Dehnungen, welche für die Delaire-Maske lediglich im einstelligen Microstrain-Bereich liegen.

Um einen wachstumsstimulierenden oder -hemmenden Effekt zu erzielen, sollten jedoch Dehnungen im Bereich der sogenannten Frost´schen Grenze erzielt werden (~ 2000 microstrain). Erst dann ist mit entsprechenden knöchernen Umbauvorgängen zu rechnen.

Abb.4: Darstellung der histologischen Morphologie der Osteone. Für Umbauvorgänge in diesem Bereich spielen Knochendehnungen eine entscheidende Rolle, die jedoch bezüglich ihrer Ausprä-gung die sogenannte Frost´sche Grenze erreichen sollten.